Nun sind wir mitten im 4. Lehrjahr. Die Lehrlinge wirken sicherer. Sie beginnen ihren Weg als Gärtner/Landwirt zu gehen und bereiten sich darauf vor diesen auch ohne den Rahmen der Ausbildung zu gehen.
Das vierte Lehrjahr… Das vorletzte vierte Lehrjahr der Ausbildung im biologisch- dynamischen Landbau im Westen. 2016 ist das Lehrjahr gestartet als 1. Lehrjahr der freien Ausbildung NRW/Hessen. Dennoch bleibt dieses Jahr als solches erhalten, denn es ist das Jahr zwischen Praktischer Prüfung und Abschlussprüfung, in dem eine Jahresarbeit angefertigt wird.
Aber vergehen wird der Teil, die Seminare mit aktueller Freiheit inhaltlich mitgestalten zu können. Dieses Lehrjahr hat entschieden, die Seminarorganisation selber in die Hand zu nehmen, gemeinsam Themen zu überlegen und dann alleine oder zu zweit ein Seminar zu planen. Je nach Bedarf unterstützen sie ihre Seminarleiter. Die Seminare erlebe ich von diesem Lehrjahr alle tiefgehend und ernsthaft organisiert. Deutlich zu merken ist, dass die Ausbildung allen sehr wichtig ist.
Ich berichtete bereits im Juni von den Seminaren als Unikate und auch die letzten Seminare waren gut organisiert und durch die individuellen Noten der einzelnen Lehrlinge wunderschön. So waren wir im Juli auf dem Kirchhof in Oberellenbach mit Schwerpunkt Betriebsübergabe und -entwicklung mit verschiedenen Dozenten. Just in dem Monat spitzte sich ein Konflikt auf dem Betrieb zu, so dass die geplante Betriebsübergabe zerbrach und Dozenten nicht mehr vor Ort waren. Spürbar und deutlich wurde, wie sensibel eine Betriebsübergabe ist. Auf Feldrundgängen haben wir uns zudem mit der Bestandsbeurteilung im Ackerbau, Humuswirtschaft und pflugloser Bodenbearbeitung auseinandergesetzt. Auf dem September-Seminar war das Thema Wahrnehmung rund und gelungen ergriffen in der Kombination mit Heileurythmie, dem Gespräch über die 12 Sinne und der Landschaftsgestaltung und -betrachtung. Einer Forstbegehung schloss das Seminar ab mit dem Interesse an der Wiederaufforstung nach dem Sturm.
Nebenbei werden seitens der Lehrlinge für die Jahresarbeiten fleißig Ergebnisse strukturiert und Texte getippt. Für uns Seminarleiter steht schon die Organisation der 18 Abschlussprüfungen im Fokus, welche wir nur mit viel Unterstützung aus dem Initiativkreis durchführen werden können. Die Jahresarbeiten und auch die Gesellen können dann bei der Jahresfeier im März 2020 bewundert und beglückwünscht werden.
In diesem Jahr wachsen die Aufgaben einzelnen im Lehrjahr immer mal wieder über den Kopf, aber „jemand macht‘s“ = „keiner macht‘s“, trifft in diesem Lehrjahr nicht zu!!! So geht es ausgeglichen reihum, wem es mal zu viel wird und wer etwas ergreift. Wichtig ist ihnen immer: Hauptsache selber entscheiden!
In diesem Monat waren die Lehrlinge auf der wieder einmal sehr gelungenen Herbsttagung und die Seminarleiter hatten eine überregionale Fortbildung dort zum Thema Konflikt. Hier kam z.B. zur Sprache, wie frei sich Lehrlinge Ausbildungsbetriebe suchen und dass es eine große Spanne gibt, die die Lehrlinge erleben zwischen Regeln der Ausbildung und gelebter Praxis von Ausnahmen. Sind die Ausnahmemöglichkeiten eine Qualität dieser Ausbildung? Oder eine Folge der geringen Zeitkapazität der Seminarleiter?
Lena Dorprigter Seminarleiterin 4. Lehrjahr