Lehrlinge – Lust oder Frust

462 347 Biodynamische Ausbildung

Bericht vom Ausbildertag am 10.4.2013 auf dem Gärtnerhof Röllingsen in Soest-Röllingsen
Auch dieses Jahr fand wieder ein sehr gelungenes Ausbildertreffen statt. Thema war „Lust oder Frust auf Lehrlinge“.
Gekommen waren ungefähr 20 Ausbilder und es gab viele anregende Gespräche und Impulse.

Nach einer Einführung in das Thema durch Leonard Jentgens gab es ein erstes Referat von Michael Schmock. Er umriss welche Themen im 3. Und 4. Lebensjahrsiebt die jungen Menschen bewegen. Im 3. Jahrsiebt (14 bis 21 Jahre) geht es um ein Entdecken der Welt und seiner Fragen, geht es um ein Entdecken des sozialen Miteinanders und der eigenen Sexualität.
Im 4. Lebensjahrsiebt (21-28 Jahre), das Alter, in dem sich meistens die Lehrlinge der freien Ausbildung befinden, geht es dann immer mehr um die eigene Verantwortung in dieser Welt, die zunehmend bewusst getragen werden kann. Die jungen Menschen, wiederholte Michael Schmock mehrmals, „wollen erleben, was auf das Verstehen wartet“. Was motiviert die jungen Menschen gerade in die Landwirtschaft oder in den Gartenbau zu gehen? Gründe werden oft genannt, wie „ich will helfen, die Erde zu heilen“ oder andere vom Idealismus getragene Gründe. Aber es steht meist die Frage dahinter, wie erlebe ich mich in meiner Umgebung, wie erlebe ich mein Ich im Verhältnis zu meiner direkten Umwelt.
Er stellte auch dar, wie in jeder Generation die jungen Menschen zwischen 18 und 25 Jahren andere Impulse mitbringen. Immer auch selber tätig gewesen in der Ausbildung, nahm er wahr wie in den 70er Jahren die jungen Menschen ausbrechen wollten aus dem festgefahrenen Bürgertum und sowohl im persönlichen wie auch im politischen ging es vor allem um ein „ich bin dagegen“.
In den 90er Jahren wurden die Fragen innerlicher, es ging um die eigene Biographie und die meines Gegenübers.
In Kleingruppen fragten wir uns nach der eigenen Motivation für diesen Beruf. Da am Ausbildertag auch verschiedene Generationen anwesend waren, gab es ein entsprechend vielfältiges Bild.

Im 2. Gesprächskreis ging es nach einem weiteren Impulsreferat um die Frage wie ich als Ausbilder meine Rolle wahrnehme.
Nach der Mittagspause ging es um die Alltagssituationen, in denen sich Lehrlinge und Ausbilder begegnen. Leonard Jentgens las einen Brief vor, von einer jungen Frau, die große Schwierigkeiten mit ihrem Ausbilder hatte, und sehr bewusst reflektierte, wie sie aus ihrer unglücklichen Situation einen Ausweg finden könnte, ohne gleich das Handtuch zu werfen.
Johanna, Lukas und Inge, ehemalige Lehrlinge aus der freien Ausbildung stellten danach in 3 kurzen Theaterszenen sehr anschaulich dar, mit welchen Situationen Ausbilder und Lehrlinge oft konfrontiert werden. Auch hierzu gab es anschließend kleine Gesprächsgruppen, in denen u.a. mehrfach klar wurde, wie wichtig eine gute Kommunikation ist. Dann sind beide Seiten in der Regel auch bereit, viel mitzutragen. Ebenso entscheidend ist die Begeisterung des Ausbilders für seinen Beruf.

Im Plenum wurde nochmal konkret die Frage gestellt, welche Impulse die jetzige Generation 2010 „aus der geistigen Welt“ mitbringt. Ute Kirchgässer erwähnte wie die jungen Menschen heute ganz viel Wissen über die elementarische Welt so selbstverständlich mitbringen. Was sie und ihre Generation sich da mühsam erarbeiten müssen, ist bei ihnen schon da.
Vielleicht deswegen besteht bei vielen der Wunsch, nicht nur viel zu arbeiten, sondern auch die Muße zu finden, solche feinen Fähigkeiten zu schulen? Es bleiben viele offene Fragen.
Michael Schmock schlug vor, gerade die Frage der elementarischen Welt auf den Höfen weiter aufzugreifen. Es täte allen Beteiligten gut, wenn jeder Mitarbeiter zu Beginn des Ausbildungsjahres sich vornimmt, einen Teil der Landschaft zu beobachten. Es wäre gut, ungefähr einmal die Woche dorthin zu gehen aufzunehmen und aufzuschreiben, was sich im Laufe der Zeit verändert.
Zu der Frage: Wie kann ich in der Ausbildung dem 4. Jahrsiebt gerecht werden fielen folgende Stichworte:

  • Erleben lassen, was auf das Verstehen wartet
  • Echte Menschenbegegnung finden
  • Mit geistigen Erfahrungen umgehen
  • Solidarisches Miteinander erleben lassen
  • Mit der inneren Entwicklung umgehen, „Ich- Baustelle“
  • Lebenskünstler sein
  • Mit effizientem Idealismus umgehen
  • Auf der Erde ankommen

Für den Initiativkreis, Elisabeth von Bonin, ehemalige Seminarleiterin