Zum zweiten Mal in unserer Ausbildungszeit durften wir diesen Oktober bei den Wurzelwerken in Escherode zu Gast sein. Der Oktober zeigte sich dankbarerweise (es handelt sich um einen Sommer-Seminarort mit Draußenküche) von seiner mild-östrogenen Seite. Mittlerweile sind die Abläufe auf den Seminaren innerhalb des Lehrjahres auch so routiniert, dass es noch nicht mal mehr von Nöten ist, eine Logistik AG zu gründen. Zudem durften wir zum wiederholten Male in den Genuss von Elisas grandiosen Planungskünsten kommen, ein riesengroßes Dankeschön nochmal an dieser Stelle!
Uns erwartete ein biodiverses Programm mit so einigen tiefen Einblicken. Jeden Morgen starteten wir mit einem AKT-Training. Das Affektkontrolltraining brachte unseren Körper in Schwung, unser Hirn in Wallungen und unsere Emotionen in Aufruhr.
Genauso in Aufruhr brachte manche auch die Präsentation des Geohobels der Landwirtschaft Kommune Niederkaufungen, mit dem sich ganz neue Möglichkeiten der Bodenbearbeitung und Direktsaat auftun, von denen viele von uns noch nichts geahnt haben …
Bei Paula Mayer-Gruner tauchten wir in die Tiefe des Edaphons ein und schwammen in einem Meer aus Wurzelexudaten. Ihr Unterricht über Bodenbiologie führte uns noch einmal vor Augen, wie komplex das Thema Boden ist und was für ein Bodenbewusstsein wir bereits während der Ausbildung entwickelt haben.
Am gleichen Nachmittag durften wir mit der Pflanzengesundheits-Koryphäe Maria Finckh von der Uni Witzenhausen die Versuchsflächen in Neu Eichenberg erkunden, wo wir einen detaillierten Round-Up-Blick zum aktuellen Forschungsstand der regenerativen Landwirtschaft mit dem Fokus auf Boden und Pflanzengesundheit bekamen. Mit Abstand (1,5m) war dies die angenehmste Feldbegehung unserer gesamten Ausbildung! Grund dafür war innovativste Headset-technik, die kein Wort im Winde verwehen lies (einen herzlichen Dank an die Uni Witzenhausen für die Bereitstellung).
Nachdem wir im Juli-Seminar auf dem Dottenfelder Hof aus Zeitgründen nur einen kurzen Blick auf das Grünland erhaschen konnten und uns unsere Wissenslücken bewusst geworden waren, konnten wir Paul Buntzler noch einmal dafür gewinnen, uns in das sagenhafte Reich der Grünlandbewirtschaftung mitzunehmen. Wir begaben uns mit ihm auf eine Reise, die von Trockenheit geprägt war und ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit von uns und unserer Nutzungsweise des Grünlandes erforderte. Spätestens jetzt werden wir auf unseren Lehrbetrieben das Grünland aus seiner stiefmütterlichen Betrachtungsweise befreien (wollen).
In einem ergebnisoffenen Austausch über den aktuellen Stand einiger der sich im Entstehen befindenden Jahresarbeiten, motivierten, korrigierten und unterstützen wir uns gegenseitig. Spätestens jetzt sind die Letzten auch motiviert sich für ein Thema zu entscheiden ????
Klaus Strüber schlug uns eine weitere Schneise durch den seit Februar schon wieder zugewucherten BWL-Dschungel. Besonders unser Neugründungspaar spitzte hier die Ohren und brachte uns einen lebendigen Realitätsbezug in unsere fiktive Lehrjahrsbetriebsplanung, die wir seit Ende des zweiten Lehrjahres mit Klaus gemeinsam verfolgen. (Falls ihr eine Bank kennt, die uns einen Kredit geben würde – für unseren fiktiven Traumbetrieb wäre eine knappe Millionen schon ausreichend.)
Nach den intensiven Unterrichtseinheiten entspannten wir an den Abenden in gemütlicher Atmosphäre. Besonders mit dem ersten Glühwein des Jahres konnten wir unserem Geistesselbst Raum geben.
In ganz großen Schritten gehen wir, das vierte Lehrjahr, nun auf das Ende unserer Ausbildung zu. Unsere verbleibenden Seminare können wir mittlerweile schon an einer Hand abzählen, umso mehr freuen wir uns auf die restliche Zeit zusammen!
Marlen, Lehrling des 4. Lehrjahrs der der bio-dynamischen Ausbildung im Westen