Zum AusbilderInnentag in Ende September kamen 30 Ausbilder von 24 Ausbildungsbetrieben sowie 2 Seminarleiter aus 3 Lehrjahren und 5 weitere Mitglieder des Ausbildungsinitiativkreises 2020 auf dem Gärtnerhof Röllingsen in Soest zusammen.
Nach einer Vorstellungsrunde gibt Luise Holzapfel einen kurzen Überblick aus der Arbeit des Ausbildungsinitiativkreises im vergangenen Jahr, den er- und überarbeiteten Papieren und berichtet über die aktuelle Situation. Neben der ständigen nur kurzfristig möglichen Seminarplanung beschäftigt den Kreis gerade der Bewerbungseingang für die Ausbildungsplätze März 2021 und das anstehende Orientierungsseminar, das aufgrund von fast 50 Bewerbungen gesplittet werden muss. |
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Burkhard Tillmanns berichtet von den zahlreichen Besuchen und Telefonaten nicht nur mit neuen Ausbildungsbetrieben. Er versucht die auf der vergangenen Klausurtagung erarbeiteten Anforderungen an Ausbilder und Ausbildungsbetriebe ins Bewusstsein zu rücken. Einige Betriebe haben daher auch Absagen bekommen oder selbst abgesagt.
Im folgenden Vortrag spannt Martin von Mackensen zum Thema „Rechtes Denken“ auch aus seiner persönlichen Biografie heraus einen Bogen von der Historie bis zur aktuellen Situation.
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Eingehend auf das anthroposophische Menschenbild (Wille, Empfinden, Denken) wurden die Bedeutungen von Begrifflichkeiten wie z. B. „Organismus“ oder „Selektion“ besprochen.
Anhand eines Beispiels (Tischgebet – „Das ist nun mal so!“) wurde deutlich, dass Gründe für bestimmte Handlungen immer wieder reflektiert und erklärt werden müssen, damit keine Ritualisierung des Alltags erfolgt. Jeder muss sich immer wieder die Frage stellen, was er in sich findet, die Verantwortung dafür übernehmen, durchdenken, Begriffsarbeit leisten, ins Herz holen und eine Willensbekundung machen. Wenn Geistigkeit nicht mehr da ist und nicht mehr im Herzen lebt, ist das ein Einfallstor für andere Gesinnungen. |
Martin liest einen Abschnitt aus den Leitsätzen „Im Anbruch des Michael- Zeitalters“, in dem die innere Haltung des Gedankenwesens beschrieben ist.
Die biodynamische Bewegung hat eine Geschichte und wird daran gemessen. Fakt ist, dass einzelne Persönlichkeiten zu weit gegangen sind, sich zu lange mit den Nationalsozialisten arrangiert und mit Ihnen kooperiert haben. Das war nicht in Ordnung! Wir müssen hinschauen, es aufarbeiten und ins Gespräch gehenDie Sektion am Goetheanum, der Demeter e.V. und der Forschungsring arbeiten zu diesem Thema an einer Veröffentlichung mit Historikern von außen. |
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In der Gegenwart gibt es völkische Bewegungen mit rechter Ideologie, welche auf die Naivität, Sehnsucht nach dem einfachen Leben auf dem Lande und Gruppenträume vieler junger Menschen auf der Suche abzielen. Wir können nur ins Gespräch gehen und uns immer wieder selbst fragen, was unsere Beweggründe für das Leben auf einem biodynamischen Betrieb sind – z. B gute Höfe haben, Zeitgenosse sein, auf dem inneren Entwicklungsweg sein oder Spiritualität.
Nach einer kurzen Pause gibt es einen Austausch und Diskussion. Martin endet seinen Vortrag mit dem Spruch von Rudolf Steiner:
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„Beim Läuten der Glocken“
Das Schöne bewundern,
das Wahre behüten,
das Edle verehren,
das Gute beschließen.
Es führet den Menschen
im Leben zu Zielen,
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im Handeln zum Rechten,
im Fühlen zum Frieden,
im Denken zum Licht
und lehrt ihn vertrauen
auf göttliches Walten
in allem, was ist,
im Weltenall, im Seelengrund.
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Als Leseempfehlung nennt Martin die Bücher „Rassenideale sind der Niedergang der Menschheit – Anthroposophie und der Rassismusvorwurf“ und „Rassenideale sind der Niedergang der Menschheit – Anthroposophie und der Antisemitismusvorwurf“ aus dem Verlag Freies Geistesleben, sowie den offenen Leserbrief von Peter Selg in der Zeitschrift „Das Goetheanum“ 38/2020.
Nach dem Mittagessen gehen die Ausbilder beim Klassentreffen in den Austausch mit ihren Seminarleitern.
Das Thema des Nachmittags ist „Ausbildereignung“. Anna van der Laan beginnt das Thema mit einer Abfrage, wer von den Anwesenden eine staatliche Ausbildereignung habe mit folgendem Ergebnis:
6 x Landwirtschaft, 6 x Gartenbau, keiner in einem anderen Beruf.
Auf die Frage, wer eine Ausbildereignung für Ausbilder in der biodynamischen Ausbildung für unnütz halte, meldet sich niemand.
Aus der Thematik des Vormittags wurde mitgenommen, dass wir keinen staatlichen Standard erfüllen wollen, es aber Regeln geben muss.
Jakob Köhler erklärt, dass er als Vertreter der Ausbildung im Westen mit Jakob Ganten vom Netzwerk Biodynamische Bildung und dem Alanus-Werkhaus gerne einen Probelauf kreieren würden, wenn genug Interesse vorhanden sei. Er würde gerne die Wünsche der Ausbilder in das Gespräch in der kommenden Woche mitnehmen.
In vier Arbeitsgruppen durfte nun für eine Stunde die Inhalte eines Kurses geträumt werden zu den
3 Bereichen:A
- Didaktisch-pädagogische Grundlagen
- Kriterien und fachliche Inhalte
- Anthroposophie
Die Ergebnisse wurden anschließend in der großen Runde vorgestellt und diskutiert:
Didaktisch-pädagogische Grundlagen
- Umgang mit verschiedenen Rollen (Anleitender, Kumpel, Arbeitgeber)
- KursleiterInnen sollen pädagogischen/didaktisches Vorbild sein
- Kennenlernen Methodenvielfalt und praktisch üben
- Professionelle spielerische Methoden (dm: 3 Wochen Filiale führen)
- Präsenzübungen (bei sich sein als Ausbilder), Führungsqualitäten
- Eigene Grenzen und Träume wahrnehmen und äußern, Kritikfähigkeit (GFK-Kurs)
- Verschiedene Lerntypen kennlernen
- Kommunikationskultur für Ausbildung auf dem Betrieb
Rechtlich, formal, fachlich
- Umgang mit Fehlzeiten, Schwangerschaft, Suchtverhalten
- Umgang Berichtsheft, ideales Berichtsheft
- Grenzen des pädagogischen Auftrags, rechtliche Grundlagen, was geht uns nichts an
- Leitfaden von Abläufen in der Ausbildung – wie und warum?
- Begleitung Jahresarbeit
- Gestaltung Lehrlingsnachmittage, – abende, was sind Lernzeiten?
· Vorgaben gesetzlich und speziell in dieser Ausbildung
Anthroposophie?
- Ja, auf jeden Fall; Menschenbild, unterschiedl. Lebensphasen
- Ideologiefrei
- Zeitnah, zu Beginn um Lehrling „mitnehmen“ zu können
- Anthroposophie in 3 Sätzen, anthroposophisches Weltbild
- Einführung in Bildekräfte und Vertiefung
- Arbeit mit Jahresläufen
- Phänomenologie
- Praktische Übungen
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Folgende Bedingungen wurden danach überlegt:
- Bereitschaft: 80-90 % würden mitmachen
- Dauer: 2 Tage/Jahr – modularer Aufbau; 1 x im Jahr Seminar; nach 5-10 Jahren wiederholen
- Jahreszeit: Winter
- Welche Personen: die im offiziellen Vertrag genannten Ausbilder und Ausbildenden, evtl. als Bildungsurlaub
- Finanzierung: staatliche Förderung durch Bildungsscheck oder Bildungsprämie möglich (staatlicher BAP-Kurs kostet 1000,– €)
Offene Fragen:
- Ist es sinnvoll und angemessen die Ausbildereignung für alle verpflichtend zu machen oder machen wir es für unsere Anforderungen an die Ausbilder? nur erstes Modul verpflichtend, Rest freiwillig?
- Soll es eine Ausbildereignungs-Prüfung geben?
Mit diesen zahlreichen und wertvollen Ideen endet der gemeinsame Ausbildertag. Jakob Köhler wird sie mitnehmen in sein Gespräch und der Initiativkreis wird auf seiner Klausurtagung im November über das
Thema sprechen und es weiterentwickeln. Vielen Dank an dieser Stelle auch an Stefan König und Jakob Köhler für die Erstellung der Einladung sowie Vorbereitung und Organisation des rundum gelungenen Tages.
Herzlichen Dank an alle anwesenden Ausbilder für ihr Mitdenken und die offene Mitarbeit!
Wir danken dem Gärtnerhof Röllingsen für die perfekte Vorbereitung des Rahmens, die wunderbare Verpflegung, die Nutzung des Seminarraumes zum Vortrag sowie die aufgebauten Sitzgelegenheiten draußen, die bei diesem tollen Wetter nicht nur wegen der Corona-Konformität gerne genutzt wurden.
Vielen Dank an dieser Stelle an alle Mitgestalter dieses rundum gelungenen Tages, vor allem auch an Stefan König und Jakob Köhler für die Planung, Vorbereitung und Organisation.
Gabriele Heringhaus
Ausbildungsinitiativkreis biodynamische Ausbildung im Westen |