Es fühlt sich an, als würden wir wieder nach Hause kommen.
Nach dem Januarkurs im letzten Jahr und einem Seminar im November hatten wir die Freude uns wieder auf dem Dottenfelder Hof zu treffen.
Doch dieses Mal wurden wir erst einmal in 8er-Gruppen aufgeteilt und haben einen Corona-Schnelltest gemacht. Zum Glück waren alle negativ, sodass wir alle die Schlafzimmer beziehen durften. Aber nur in Zweier- bzw. Einzelzimmer. Nun konnte unser Februarkurs (natürlich nach einem strengen, aber praktisch umsetzbarem Hygienekonzept) stattfinden.
Uns allen wurde schnell klar, dass wir uns kurz vor dem dritten Lehrjahr befinden in unserer Ausbildung zum biodynamischen Gärtner*in / Landwirt*in und wir nun bereit sind richtig tief in die Materie einzusteigen. Somit war der Landwirtschaftliche Kurs Rudolf Steiners der absolute Schwerpunkt dieser drei Wochen. Der zweite Schwerpunkt lag bei dem Tier. Themen wie die Verdauung der Wirbeltiere, besonders der Wiederkäuer, ökologische Tierzucht, Tiergesundheit, sogar die kleinen Mikroorganismen und im Allgemeinen die biodynamische Tierhaltung rückten in den Vordergrund. Und mit ihnen auch die Frage nach dem Tierwesen und uns Menschen. Was macht uns aus? Was macht die Tiere aus? Wie können wir gemeinsam sein und miteinander umgehen? Und wie können wir in unseren Hoforganismen zusammenkommen und zusammen wirken? Fragen über Fragen. Die Zeit hat natürlich nicht ausgereicht, alle Fragen der einzelnen Menschen zu diesem komplexen und emotionalen Thema auf irgendeine Art und Weise zu beantworten. Dennoch gab es rege Diskussionen und Aha-Momente und wir sind alle mit ganz neuen Anstößen zurück auf die Höfe gegangen.
Aber wären wir noch eine biodynamische Ausbildung, wenn wir uns nicht mit dem Großen und Ganzen, dem Künstlerischen, dem Geistigen und unseren Sinnen auseinandersetzen würden?
Eurythmie (jeden Morgen), die Planeten unseres Sonnensystems, das Plastizieren von Schädeln, Wirbelsäulen und Gliedmaßen, anthroposophische Meditation und das Zeichnen einzelner Merkmale unserer Nutztiere standen genauso in unserem Stundenplan, wie auch die interessanten und bereichernden Exkurse von Martin von Mackensen zu einzelnen Vorträgen aus dem Landwirtschaftlichen Kurs. Was für ein Programm…
Am Ende der dritten Woche waren wir alle ziemlich platt und manche haben sich wohl schon wieder zurück in den Melkstand oder Folientunnel geträumt. Dennoch herrschte große Begeisterung in unserem Lehrjahr, obwohl alles aufgrund von Corona etwas schwieriger zu verwirklichen war oder auch gar nicht möglich war.
Voller Vorfreude auf den „neuen“ oder „alten“ Hof (schließlich sind einige vor dem Kurs noch schnell auf ihre neuen Betriebe umgezogen) verließen wir nun den Dottenfelder Hof mit einem Kopf voller Gedanken und einem beseelten Herzen.
Vielen, vielen Dank an den Dottenfelder Hof.
Michael Wiedemann – Lehrling im 3. Lehrjahr der biodynamischen Ausbildung im Westen